Mitteregger als Musik-Produzent ist dafür bekannt schier endlos an Songs herum zu basteln, Musiker solange ihren Take spielen zu lassen, bis sie ihn rückwärts können und ihnen die Finger bluten, Sängerinnen in den Wahnsinn zu treiben, und den Assistenten aus dem Studio zu jagen mit der Aufgabe die einzig wahre Kaffeemaschine zu besorgen, was dem armen Burschen nie gelingen mag.
Vertreter von Schallplattenfirmen nervte er mit kurzen Kommentaren, wie warum?, wieso?, ach ja?, bis sie entnervt wieder in ihren Flieger stiegen.
Seit Mitteregger sein eigener Plattenchef ist, „um an der Wertschöpfungskette größtmöglich beteiligt zu sein“ , wie er grinsend feststellt, ist er nur noch rabiater geworden.
Seinem Trommler, Don Brimboni, der sich beharrlich dem Pensionsalter entgegenstemmt, hat er das Erlernen des Einhand-Wirbels aufgetragen und ihm zudem dringend empfohlen, sich die Programmierfähigkeit für ein Hi-End Elektronik-Schlagzeug anzueignen.
Dem Gitarristen, Fred Exiter, strich er ein Solo auf knappe 20 Töne zusammen, und drückte ihm die 12-Saitige in die Hand, was dieser nicht verkraften wollte, drei Tage lang nicht sprach und damit begann Jack Daniels aus Porzellanbechern zu trinken.
Dem Bassisten Onten Romm verbot er jegliche Kommunikation mit den anderen Musikern, da er sonst für ständige Kritik an den Arrangements sorgen würde.
Den Keyboarder sperrte er in ein Haus nahe Geesthacht und fand den Schlüssel angeblich erst wieder als die Sounds zu Ende programmiert waren.
Mitteregger mag die Jungs. Er lebt mit ihnen zusammen in einer persönlichen Gewerkschaft. Er sorgt sich um sie, und sie sich um ihn. Man nennt das landläufig auch Personalunion.
Die Themen seiner Songs sind vielfältig: Vom Nicht-Erreichen der Lebensziele (Schmetterling), von der Sehnsucht nach dem Sommerwind, vom Durchhalten (Hellster Stern), vom Blues, der einen voll erwischt (Sieben Gazellen), bis zur melancholischen Betrachtung einer langen Liebe, die noch immer glüht (Alles ist gut).
Was der „Crossover-Chansonier“ in vielen Songs kultiviert (Für Immer, Winnetou, Kann ja gar nicht sein, Kammamasehn, Ich erleb nix mehr), ist die ironische Sichtweise auf sich selbst und die Welt um ihn herum.
„Wenn man den ganzen Tag mit sich selber kämpft, lernt man sich kennen. Ich bin ja froh, dass ich mich vom West-Berliner Endzeit-Zyniker, der ich zu Spliff-Tagen war, immerhin zum Skeptischen Optimisten weiter entwickelt habe. Das macht den Tag etwas einfacher.“
Sol Mayor steht für ältere, größere, höhere Sonne. Kann sein, dass Mitteregger damit auf sein Alter und die damit möglicherweise erlernte Weisheit anspielt, kann aber auch sein, dass er einfach nur eine Tonart damit meint: G-Dur.
Das ist auf jeden Fall die meistverwendete Tonart der 15 Stücke auf der Scheibe und Mittereggers erklärte Lieblingstonart auf der Gitarre.
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Herwig Mitteregger